Endland von Martin Schäuble

Quelle: goodreads.com
Wiedermal ein Buch dass ich für die Arbeit gelesen habe.
Es hat mich nicht ganz so mitgerissen wie "Was wir dachten, was wir taten" aber es ist trotzdem gut gelungen.

Es spielt in einem zukünftigen Deutschland. Die sogenannte "nationale Alternative" (ein Schelm wer hier Vergleiche sieht ;) zu unserer Liebelingspartei *hust*) hat die Wahl gewonnen. Wir haben die EU verlassen, dem Euro lebewohl gesagt und die Atommeiler sind jetzt auch wieder am Glänzen. Dafür sind jetzt die Mitarbeiter der Sparte "Alternative Energien" arbeitslos. Ist ja auch alles Quatsch mit der Klimaerwärmung... Jetzt ist die Flüchtlingssituation dran. Natürlich klauen uns die unser hart erarbeitetes... was auch immer und daher gibt es nur noch ein Flüchtlingslager. Und das soll auch nicht ewig weiter bestehen.... zumindest nicht, wenn die Alternative alleine das Sagen hätte. Und daran wird gearbeitet.

Die Geschichte wird aus 3 Perspektiven erzählt. Fana, eine junge schwarze aus Äthiopen, die fließend deutsch spricht, als Aushilfe in einem Krankenhaus in Adis Abeba arbeitet und eigentlich Ärztin werden möchte. Noah und Anton, die beide beim Militär in Deutschland sind. Anton findet die Ansichten der Alternative durchaus plausibel. Noah hält das alles für unmenschlich und totalen Schwachsinn. Die Beiden kennen sich seit ihrer Kindheit und sind beste Freunde!

Fana lernt man als eine junge, engagierte Frau kennen, die helfen möchte. Sie wird von einer deutschen Ärztin unter ihre Fittiche genommen, die, als sie erfährt, dass Fana all ihr Geld ihrer Familie geben soll (also nix mit Studium) und das sich eine neue Hungersnot anbahnt, Fana dazu überredet nach Deutschland zu fliehen.
Anton und Noah schieben an der polnischen Grenze Wache. Mit dem Auftrag keine Personen illegal nach Deutschland einreisen zu lassen. Geschossen darf eigentlich nur im Notfall werden. Doch der Chef interpretiert Gefahr relativ locker.
Noah weigert sich auf eine Flüchtlingsfamilie zu schießen und hält auch Anton davon ab. Er verballert sein ganze Magazin und so langsam aber sicher bemerkt auch sein Vorgesetzter, dass er nicht mit dem Schwarm schwimmt.
Anton ist anders. Er kommt gut zurecht und wird für einen geheimen Sonderauftrag vorgeschlagen.

Achtung Spoiler:

Fana und Anton treffen auf einem Flüchtlingstransport aufeinander. Zusammengepfercht in einem Kühlwagen, in dem dann auch noch die spärliche Lüftung versagt. Anton wird eingeschleust um das Kamp zu infiltrieren. Doch seine Nahtoterfahrung auf dem Transport und seine Zeit mit Fana bringen sein Weltbild langsam ins Schwanken. Als er dann auch noch erfährt, dass er dort ist, um eine Bombe zu platzieren, die dann einem Terroristen untergeschoben werden soll, wechselt er die Seiten.
Noah entpuppt sich unterdessen als Hacker, der in einer Gruppe, die sich "Endlandleaks" nennt, gegen die Nationale Alternative kämpft.

Spoiler Ende

Ja, das Buch ist sehr kritisch, was ich in dem Kontext sehr gut finde. Man kann sich zur Zeit sehr gut vorstellen, dass das mal so enden könnte. Allerdings glaube ich immer noch, dass dieser Schrott nicht die Meinung der Mehrheit ist. Vielleicht bin ich naiv...
Für die Arbeit mit Schülern eignet sich das Buch mit Sicherheit und ich kann mir gut vorstellen, dass es vorrangig auch dafür geschrieben worden ist. Fanas Charakter ist sympatisch, allerdings ein wenig schwach. Ihre Fluchtgründe gehen einem nicht so sehr ans Herz, wie es hätte sein können. Die Gefahr der drohenden Hungersnot ist einfach noch nicht so richtig zum greifen. Ihrer Familie geht es ganz ok. Ihre Freundin ist gesund, soll aber zwangsverheiratet werden.
Verständlich aber nicht unbedingt der Reißer. Vielleicht hat der Autor aber gerade deswegen diesen Charakter gewählt. Denn die Leidensgeschichten kennen alle. Wenn man sich mit Fana identifizieren kann, die ein besseres Leben für sich und ihre Familie will, dann wird die Geschichte mit dem "bösen" Wirtschaftsflüchtling auch schwierig.
Und manchmal machen es sich die Leute hier ein bisschen zu einfach mit den Vorurteilen und Parolen.

Die Schwächen meiner Meinung nach:
Musste das sein, die "böse" Partei ausgerechnet "Nationale Alternative" zu nenne? Er hätte auch gleich AfD hinschreiben können. Ja, ich weiß, man sollte das Kind beim Namen nenne, aber die Jugendlichen sind nicht dumm, die hätten den Wink auch anders verstanden. Oder war das ein Mittel um auch ja diskutiert zu werden?? So können die wieder hingehen und sagen, dass sie die Opfer sind, da sogar schon die Buchautoren auf sie losgehen..... -,-
Außerdem bekommen dann wieder die Wähler die Krise, die zwar auch Probleme mit der offenen Flüchtlingspolitik unserer "Mutti" haben aber nicht so radikal sind wie der rechte Flügel der Partei.... und ja, ich bin mir sehr sicher, das es da viele gibt, die eigentlich nicht komplett mit dem Strom schwimmen aber wenn der Hai kommt sich doch in die Mitte drängen...
Ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl können wir uns leisten. Denn wir können das im Gegensatz zu anderen!
Anton ist so ein Klischee.... das wird dann zwar besser aber.... boah....
Bzw. die anderen Militärangehörigen so dermaßen rechts.... alle außer Noah? Zumindest kam mir das so vor. Man sollte unserem Militär doch auch ein paar mehr neutrale oder linke Strömungen zutrauen. Das würde uns auch nicht umbringen....

Aber vielleicht bin ich auch hier wieder zu naiv für diese Welt -,-

Summa summarum. Ein Buch, dass ich durchaus mit Jugendlichen diskutieren würde. Wegen der Klischees würde ich es aber nicht unkommentiert überreichen. Denn man sollte immer versuchen beide Seiten zu berücksichtigen. Auch wenn es einem nicht gefällt und es anstrengender ist.
So, jetzt wollte ich eigentlich beim Bloggen nicht auch noch politisch werden. Ich entschuldige mich für den Ausrutscher, aber leider lässt dieses Buch nichts anderes zu ;)

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